Am vergangenen Freitag hatten unsere Studierenden die Gelegenheit, einen Vortrag von Prof. Steven Hayes, PhD mit anschließender Frage-und-Antwort-Runde zu besuchen. Hayes lehrt am Department of Psychology der University of Nevada im US-amerikanischen Reno und ist der Begründer der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), einer Weiterentwicklung der Kognitiven Verhaltenstherapie.
Seinen Vortrag eröffnete Hayes mit der Aussage, dass durch eine immer komplexer werdende Welt und den damit verbundenen Herausforderungen mehr und mehr Menschen unter psychischen Erkrankungen leiden. Nicht nur die Coronapandemie wirke sich auf die mentale Gesundheit vieler aus – auch Themen wie Rassismus, Gewalt, strukturelle Ungleichheiten und soziale Medien können einen negativen Einfluss auf die menschliche Psyche haben.
Um seelische Krankheiten zu behandeln, seien in den letzten 150 Jahren eine Vielzahl von Therapiemethoden entwickelt worden – darunter auch die von Hayes begründete Akzeptanz- und Commitmenttherapie, die sich darauf konzentriert, Veränderungsprozesse im menschlichen Verhalten zu initiieren. In der Vergangenheit sei dies im Zusammenhang mit anderen Methoden der Verhaltens- beziehungsweise der Psychotherapie im Allgemeinen zu wenig beachtet worden. Um eine Transformation im Denken und Verhalten der Patientinnen und Patienten zu erzielen, soll sich in der ACT vor allem auf veränderbare Prozesse konzentriert werden, die zu positiven Erfahrungen und damit zu einer veränderten Wahrnehmung führen. Denn, so Hayes: „Not practice makes perfect, feedback from practice makes perfect and experience predicts confidence.“ Die Aufgabe der ACT-Therapeutinnen und Therapeuten sei es nicht, ihre Klientinnen und Klienten zu „reparieren“, sondern sie vielmehr mental zu stärken, aus verschiedenen Gründen fehlgeleitete Bedürfnisse und Motive in eine neue Richtung umzuleiten, einen neuen Erfahrungskontext zu erschaffen und so ihre psychologische Flexibilität zu erhöhen.
Im Anschluss an den Vortrag nahm sich Hayes viel Zeit, um auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen.