Am 16.11.2020 fand die neueste Ausgabe unserer UMCH-Vortragsreihe ReachHigher statt – diesmal mit dem Plastischen Chirurgen Dr. Sixtus Allert. In seinem Vortrag ging es um die komplexen Wechselwirkungen zwischen unserem hiesigen Gesundheitssystem und den zahlreichen Interessengruppen, die darauf Einfluss haben.
Eine einfache und präzise Antwort auf die etwas provokant gestellte Frage aus dem Titel der Veranstaltung – „Macht Gesundheitswirtschaft Gesundheit kaputt?“ – bekamen die Studierenden des UMCH gewiss nicht zu hören. Stattdessen erläuterte der Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie des Sana Klinikums Hameln-Pyrmont, dessen Ärztlicher Direktor er zudem seit 2009 ist, seine Sichtweise auf vergangene und aktuelle Entwicklungen sowie den Status quo des deutschen Gesundheitssystems. Er vermittelte den teilnehmenden Studierenden ein Bild davon, wie viele Interessensvertreter Einfluss auf das vermeintlich einfache Verhältnis zwischen ärztlichem Fachpersonal und den zu versorgenden Patientinnen und Patienten haben. Hier besteht ein hochkomplexes Geflecht aus Interessengruppen wie Ärztekammern, politischen Parteien, Krankenhausträgern, Gesundheitsministerien und der Pharmaindustrie – um nur einen Bruchteil zu nennen. Schließlich ist die Gesundheitswirtschaft ein circa 400 Milliarden schweres Geschäft. Laut Dr. Allert bedroht diese das Gesundheitssystem, wie es aktuell hierzulande besteht, stark. Gleichzeitig bedingt die Gesundheitswirtschaft das Gesundheitssystem jedoch auch – wie auch umgekehrt.
Trotz des kritischen und teilweise gar selbstkritischen Tenors, den Dr. Allert in seinem Vortrag anschlug, vermittelte er kein allzu negatives Bild von der Zukunft unseres Gesundheitssystems, das sich jedoch stark verändern müsse, um weiterhin Bestand zu haben und wettbewerbsfähig zu sein. Dies zeigte sich auch in der anschließenden Diskussion, in der die Studierenden des UMCH durchdachte Fragen stellten, die von dem ReachHigher-Redner differenziert und fachkundig beantwortet wurden.