Am 17.05.2021 fand eine Ausgabe der UMCH-eigenen Veranstaltungsreihe ReachHigher statt, bei der Prof. Dr. med. Klaus Püschel einen Vortrag mit dem Titel „Der Hamburger Weg: Von den Toten lernen – Sektionen bei COVID-19“ präsentierte.
Der ehemalige Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der im Oktober 2020 in den Ruhestand ging, startete seinen Vortrag mit einer generellen Einführung in die Forensische Medizin. Anschließend berichtete er über seine Arbeit zu Beginn der ersten Corona-Welle im März 2020. Damals war es Püschel, der eine Autopsie an dem ersten Deutschen durchführte, der an COVID-19 starb. In den Folgemonaten führten er und sein Team – entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Robert Koch-Instituts – nach eigenen Angaben zwischen 700 und 800 Autopsien an Verstorbenen durch, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Ihre Arbeit trug dabei wesentlich zum Verständnis der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Krankheit bei. So konnte beispielsweise frühzeitig festgestellt werden, dass die Verstorbenen nahezu allesamt sehr alt waren, schwere Vorerkrankungen hatten oder unter starker Adipositas litten. Im Laufe seines Vortrages plädierte Prof. Püschel immer wieder dafür, Autopsien durchzuführen – insbesondere bei COVID-19-Fällen. Denn beim Sezieren von Leichen sei das Risiko einer Infektion äußerst gering. Unter den circa 85.000 Corona-Toten, die in Deutschland bislang erfasst wurden, sei kein einziger Fall bekannt, der sich im Umgang mit Verstorbenen infiziert habe. Man kann von den Toten nur lernen – diese Kernaussage des Rechtsmediziners wurde im Verlauf der Veranstaltung durch zahlreiche Statistiken und persönliche Erfahrungsberichte eindrucksvoll untermauert. Seiner Meinung nach sollten daher auch sämtliche Ärztinnen und Ärzte Erfahrungen im Umgang mit Toten sammeln.
Im Anschluss an den Vortrag konnten die Studierenden, die vor Ort und online an der Veranstaltung teilnahmen, ihre individuellen Fragen zum Thema der Vorlesung stellen. Unter anderem ging Prof. Püschel dabei auf die Frage ein, wie sich die angehenden Medizinerinnen und Mediziner mental und fachlich auf künftige Pandemien vorbereiten können und welche Lehren sie aus der aktuellen ziehen können.
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