Am 27.05.2021 war der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer, Dr. Patrick Debbelt, zu Gast am UMCH und hielt einen Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe ReachHigher. Bei der Hans-Prinzhorn-Klinik handelt es sich um eine psychiatrische Spezialeinrichtung, die Teil des wachsenden Netzwerks von UMCH-Lehrkrankenhäusern ist.
Dr. Debbelt begann seinen Vortrag mit einer Vorstellung seines Arbeitsplatzes und einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte der Psychiatrie und Forensischen Psychiatrie in Deutschland. Er berichtete unter anderem von den vielen Erkrankten, die während des Zweiten Weltkriegs dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen und getötet wurden. Anschließend stellte er eine Reihe von realen Fällen aus den vergangenen Jahren vor, in denen Patientinnen und Patienten mit psychotischen Störungen Gewaltverbrechen – etwa Morde an Familienangehörigen – begangen hatten. Dabei ordnete er die aktuellen Zahlen in einen größeren Rahmen ein, der auch systemische Umstände berücksichtigt. So gebe es in Deutschland immer weniger Plätze für die Betroffenen in psychiatrischen Einrichtungen und immer mehr Patientinnen und Patienten. Diesen Umstand erklärte Dr. Debbelt unter anderem damit, dass durch das Konzept der offenen Psychiatrie Erkrankte immer seltener die Möglichkeit erhalten, längere Zeit in Kliniken zu verbringen, um dort ihrer Situation angemessen Hilfe zu erhalten. Im Laufe der Veranstaltung wurden von den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern immer wieder Zwischenfragen gestellt – und auch im Anschluss an die Veranstaltung gab es eine rege Diskussionsrunde, in der Dr. Debbelt unter anderem auf die Frage einging, wo der Unterschied zwischen einer schizophrenen und einer affektiven Störung liege.
In dem Workshop zur ReachHigher-Veranstaltung, der einen Tag später, am 28.05., stattfand, bekamen die Studierenden die Chance, selbst in die Rolle einer forensischen Gutachterin beziehungsweise eines Gutachters zu schlüpfen und in Gruppenarbeit reale Kriminalfälle zu bearbeiten. Dabei erhielten sie Einblicke in die Bereiche Strafvollzug und Forensik und bekamen die Chance, sich mit den Aufgaben von forensischen Sachverständigen vertraut zu machen. Schließlich erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbstständig Stellungnahmen und sprachen potenzielle Empfehlungen zur Bearbeitung der jeweiligen Fälle in der Gruppe aus.
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